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Trotz Rezession Zahl der Beschäftigten in der Industrie steigt

Weniger Produktion, mehr Beschäftigte: In der deutschen Industrie hat die Flaute 2023 unterm Strich keine Arbeitsplätze gekostet. Für das laufende Jahr sind die Aussichten in dem Wirtschaftszweig mau.
Industriearbeiter auf der Blohm+Voss-Werft in Hamburg

Industriearbeiter auf der Blohm+Voss-Werft in Hamburg

Foto: Christian Charisius / dpa

Die deutsche Industrie hat im vergangenen Jahr – die Inflation eingerechnet – deutlich weniger produziert. Dennoch ist die Zahl der Arbeitsplätze nicht gesunken, im Gegenteil: 2023 nahm die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe leicht um 62.000 im Jahresdurchschnitt zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte . Insgesamt waren Ende Dezember knapp 5,6 Millionen Menschen in Industriebetrieben mit mehr als 50 Beschäftigten tätig.

Allerdings zeigte der Trend gegen Ende des Jahres leicht nach unten. Im Dezember 2023 lag die Beschäftigtenzahl mit einem Plus von 30.000 nur um 0,5 Prozent über der im Dezember 2022. Gegenüber dem Vormonat November sank sie sogar um 21.000 oder 0,4 Prozent.

Dabei entwickelte sich die Beschäftigung in den verschiedenen Industriezweigen unterschiedlich. Am stärksten legte sie im Vergleich zum November mit plus 4,5 Prozent bei den Herstellern von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen zu. Auch in der Nahrungsmittelindustrie, dem Maschinenbau, bei den Herstellern elektrischer Ausrüstung und in der Autoindustrie waren mehr Menschen angestellt als im Vormonat. In der Chemieindustrie sank die Beschäftigung hingegen um 1,8 Prozent. Ebenfalls einen Rückgang bei den Arbeitsplätzen verzeichneten die Metallbranche und die Kunststoffproduzenten.

Auf das gesamte Jahr 2023 bezogen wiesen allerdings alle Industriezweige mit Ausnahme der Chemiebranche und der Kunststoffhersteller einen Zuwachs an Beschäftigung aus. Allerdings sei dies dennoch kein Zeichen für Stärke, sagt der Ökonom Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung: »So ist zwar die Zahl der Beschäftigten bis zuletzt im Jahresvergleich gestiegen, die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden aber lag in den letzten drei Monaten des Jahres unter jener des Vorjahres. Saisonbereinigt bewegt sich zudem die Beschäftigung im verarbeitenden Gewerbe seit dem Frühjahr 2023 nur noch seitwärts.«

Außerdem liege die Beschäftigung in der Industrie immer noch unter dem Niveau der beiden Jahre vor der Coronakrise, so Dullien. Insbesondere die energieintensiven Branchen wie Chemie, Metall und Kunststoff seien vom Energiepreisschock infolge des Angriffs Russlands auf die Ukraine getroffen worden und trotz inzwischen gesunkener Preise tief verunsichert in Bezug auf die weitere Entwicklung. Für das laufende Jahr erwartet der IMK-Ökonom keinen spürbaren Anstieg bei der Industriebeschäftigung, es bestehe sogar das Risiko eines Arbeitsplatzabbaus.

fdi