Teurere Tickets :
Lufthansa steuert auf Umsatzrekord zu

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Auf Urlaubskurs: Lufthansa-Flugzeug am Frankfurter Flughafen
Einen „Reise-Boom“ sagt der Konzern für den Sommer voraus. Die Nachfrage für Urlauberstrecken in Europa ist hoch, insgesamt gibt es aber weniger Passagiere als vor Corona, die mehr zahlen müssen.

Die Deutsche Lufthansa steht laut ihrem Vorstandsvorsitzenden Carsten Spohr vor dem „umsatzstärksten Sommer in der Unternehmensgeschichte“. Die bei dem Konzern eingegangenen Vorausbuchungen für die nächsten Monate zeigten, dass die Nachfrage für Urlauberstrecken in Europa das Niveau aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 übertreffe, sagte Spohr zur Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Quartal. Auch für das Gesamtjahr erwartet er einen Rekordwert bei den Verkehrserlösen. In einer zu den Zahlen verschickten Mitteilung wird Spohr gar damit zitiert, er rechne mit einem „Reise-Boom“.

Ein Grund für die steigenden Einnahmen ist, dass Passagiere höhere Preise akzeptieren. Privatreisende buchten zudem häufiger Premium-Economy- und Business-Class-Sitze. Dass sich der Geschäftsreiseverkehr langsamer erhole, werde dadurch kompensiert. Im ersten Quartal übertraf der Ticket-Durchschnittspreis den Vergleichswert für 2019 um 19 Prozent, für das zweite Quartal wird ein Anstieg um 25 Prozent erwartet. Der Umsatz stieg gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 40 Prozent auf rund 7 Milliarden Euro, der bereinigte operative Verlust halbierte sich auf 273 Millionen Euro, der Konzernfehlbetrag fiel mit 467 Millionen Euro rund 20 Prozent geringer aus.

Mehr Urlaubsflüge, weniger Inlandsstrecken

Trotz des bekundeten „Reise-Booms“ befördert der Konzern allerdings insgesamt weniger Passagiere als vor Corona: Im ersten Quartal 2023 waren es 21,6 Millionen, 2019 zählte man 29,4 Millionen. Die erwarteten Rekordwerte auf europäischen Ferienstrecken kommen daher, dass der Konzern vor allem unter der Marke Eurowings dieses Geschäft ausgebaut hat. Auf innerdeutschen Strecken fliegt die Tochtergesellschaft laut Spohr nur halb so viel wie vor Corona. Reine Inlandstickets sorgten nur noch für 2 Prozent des Umsatzes. Insgesamt strebt der Konzern 2023 ein Angebot von 85 bis 90 Prozent des Vorkrisenvolumens an.

Spohr räumte ein, dass ohne erfolgte Streichungen in Flugplänen mehr Geschäft möglich gewesen wäre. „Uns entgeht einiges“, sagte er. Beziffern lasse sich das noch nicht. Um Engpässe an Flughäfen und im eigenen Betrieb zu verhindern, die 2022 Reisende verärgert hatten, bietet Lufthansa weniger Flüge an als ursprünglich beabsichtigt. „Das Jahr wird trotzdem ein gutes Jahr“, sagte er, andere Airlines hätten ebenso gekürzt.

„Wir gehen auf Nummer sicher“, sagte er. „So etwas wie im vergangenen Jahr darf sich nicht wiederholen.“ Bis Ende April habe Lufthansa mehr als 6000 neue Mitarbeiter eingestellt. An kritischen Stellen im Betrieb habe man Puffer eingebaut. Die höheren Ticketpreise kommen Lufthansa daher gelegen. Denn die Stückkosten – die Ausgaben je Sitz und Flugkilometer, allerdings ohne Treibstoffkosten – liegen fast 18 Prozent höher als 2019. „Das nehmen wir in Kauf, in diesem Jahr liegt der Fokus auf der Stabilität im Betrieb“, sagte Spohr.

Dabei könnten ihm Streiks in die Quere kommen wie zuletzt in Deutschland an Flughäfen und in Frankreich bei Fluglotsen. Mit Blick auf die Verhandlungen mit den eigenen Piloten zeigte er sich aber „zuversichtlich“, eine Einigung zu erzielen. Ende Juni endet für die Piloten die Friedenspflicht. Optimistisch sei er auch, die verlängerten Verhandlungen über einen Einstieg bei der italienischen Gesellschaft ITA „innerhalb kürzester Zeit“ abzuschließen. Danach soll sich der Blick gen Portugal richten, wo die Privatisierung der Fluggesellschaft TAP ansteht. „Wer wie wir Nummer eins in Europa ist, muss bei jeder Konsolidierung mit am Tisch sitzen“, sagte Spohr.