Wirtschafts- und Verbraucherstimmung im Euroraum nur etwas besser

Die schmale Stimmungsverbesserung der Euro-Wirtschaft lässt noch keine großen Wachstumserwartungen zu. Einige Ergebnisse der Umfrage der EU-Kommission senden aber Hoffnungssignale.

Wirtschafts- und Verbraucherstimmung im Euroraum nur etwas besser

Stimmung in Euro-Wirtschaft nur etwas besser

Geringeres Industrievertrauen bremst Anstieg des ESI – Frankreich gegen den Trend schwach

ba Frankfurt

Die Wirtschaftsstimmung im Euroraum hat sich im April nur leicht verbessert und deutet damit weiter ein nur mageres Wachstum an. Im Schlussabschnitt hatte die Wirtschaft im gemeinsamen Währungsraum stagniert, für das erste Quartal – über das Eurostat an diesem Freitag berichtet – sagen Ökonomen ein Plus von 0,1% voraus. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU-Kommission stieg im April um 0,1 auf 99,3 Punkte. Zudem wurde der Vormonatswert um 0,1 auf 99,2 Zähler nach unten revidiert. Für Ökonomen kam der dritte Monat mit einer Seitwärtsbewegung unerwartet – sie hatten ein Plus auf 99,9 Zähler auf der Rechnung, also einen Wert nahe des langjährigen Schnitts von 100 Zählern. Das Barometer für die gesamte EU blieb unverändert bei 97,3 Punkten.

„Die Stimmung ist mehr im Tal der Tränen, als dass sie aus diesem aufsteigt“, kommentierte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. „Vor allem der Bausektor dürfte noch unter die Räder kommen.“ Der Baubranche machen neben den gestiegenen Materialkosten die Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) zu schaffen, die die Finanzierungskonditionen verschärfen. In der Bauwirtschaft stagnierte das Wirtschaftsvertrauen im April. In der Industrie trübte sich entgegen dem Trend die Stimmung ein und verhinderte damit einen stärkeren Anstieg des ESI. Bei Verbrauchern, Dienstleistern und dem Einzelhandel verbesserten sich die Indikatoren. Bei den Konsumenten, die unter dem Kaufkraftverlust infolge der nur langsam sinkenden Inflation leiden, „darf die Stimmung weiterhin als schlecht bezeichnet werden“, erklärte Deka-Ökonom Christian Mälzer. Der Indikator liegt mit –17,5 Punkten als einziger noch unter seinem langjährigen Durchschnitt von –11,5 Zählern.

Mehr Investitionen

Die EZB dürfte sich von den erneut geringeren Verkaufspreiserwartungen bestätigt sehen. Diese fielen in allen befragten Wirtschaftszweigen, in der Industrie fast auf den langfristigen Durchschnitt. Ökonomen erwarten einen weiteren Zinsschritt in der kommenden Woche – im Mittel gehen sie von 25 Basispunkten aus.

Entspannungssignale senden auch die Ergebnisse der vierteljährlichen Umfragen. So sind die Kapazitäten in der EU zwar etwas geringer ausgelastet als zuvor, aber weiter überdurchschnittlich. Zudem sind die Exporterwartungen gestiegen und es werden mehr Neuaufträge erwartet. Die durch die Auftragsbestände gesicherten Produktionsmonate werden fast unverändert nahe des im Oktober 2022 erreichten Rekordhochs geschätzt. Die unzureichende Nachfrage wurde von den Befragten als einziger hemmender Faktor benannt. Material- und Personalmangel bremsen zwar weiter mehr als jedes viertes Unternehmen, im Vergleich zur vorherigen Befragung aber in geringerem Maß. Der um 1,5 auf 107,4 Punkte gesunkene Indikator der Beschäftigungserwartungen (EEI) zeugt von einer geringeren Einstellungsbereitschaft. Gemäß der halbjährlichen Investitionserhebung wollen sowohl Unternehmen als auch Dienstleister wieder mehr investieren.

Unter den größten EU-Volkswirtschaften zeigt sich ein uneinheitliches Bild: Während der ESI in Spanien (+3,7 Punkte), Deutschland (+0,8) und Italien (+0,3) zulegte, sank er in den Niederlanden (–1,6) und – wohl wegen der Proteste gegen die Rentenreform – in Frankreich (–4,2).